Konstanzer Stadtwerke bauen gasbetriebene Autofähre

Neue gasbetriebene Autofähre bald auf der Strecke Konstanz - Meersburg am Bodensee.
Neue gasbetriebene Autofähre bald auf der Strecke Konstanz - Meersburg am Bodensee. © alpintreff.de / christian schön

Umwelt vor! Das muss natürlich auch für dei Flotte der Reedereien am Bodensee gelten. Und so bauen die Stadtwerke Konstanz gerade die modernste und umweltfreundlichste Autofähre am Bodensee.

Die sich im Bau befindliche neue Fähre der Stadtwerke Konstanz wird deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen und klimafreundlicher sein als vergleichbare Schiffe. Die mit verflüssigtem Erdgas (LNG = Liquefied Natural Gas) betriebene Fähre wird keine Rußpartikel ausstoßen sowie über 80 Prozent weniger Stickoxide im Vergleich zum Schwesterschiff „Lodi“. Beim klimaschädlichen CO2 (Kohlendioxid) werden ebenfalls deutliche Verbesserungen erzielt: Auch wenn der bei Gasmotoren übliche Methanschlupf (nicht verbranntes Methan, das über das Abgas austritt) korrekt berücksichtigt wird, sind es immer noch 6 Prozent weniger CO2 als bei der „Lodi“. „Die Gesamtbilanz ist sehr gut, wir sind mit den Werten überaus zufrieden. So können wir die Verbindung zwischen Konstanz und Meersburg noch umweltfreundlicher machen“, sagte Dr. Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, bei einem Pressegespräch.

Die Stadtwerke haben bereits viel in ihre Flotte investiert, um die Schadstoffe zu reduzieren. „Wir werden unsere Schiffe weiter ertüchtigen, um die Klimabilanz noch zu verbessern. So streben wir an, die LNG-Fähre in wenigen Jahren nur noch mit Biogas aus der Region zu betreiben“, berichtete Oberbürgermeister Uli Burchardt, der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens. Er nannte als weiteres Beispiel den Katamaran „Constanze“ der Katamaran Reederei Bodensee, an der die Stadtwerke zu 50 Prozent beteiligt sind: „Dank eines speziellen Katalysators fährt er mit ,AdBlue‘-Einspritzung. Es ist damit das erste Schiff in Deutschland, das die EU-Abgasnorm V erfüllt und deutlicher weniger Stickoxide ausstößt als vergleichbare Schiffe.“

Der Bau
Die Teile der neuen Fähre wurden in der Hamburger Werft Pella Sietas gefertigt und danach in die Werft in Fußach transportiert. Dort wird die Fähre nun zusammengebaut. Der Innenausbau wird dann im Fährehafen in Konstanz-Staad erfolgen. Ab Herbst 2020 beginnen die Testfahrten. Rein äußerlich wird sich die rund 18 Millionen Euro teure Fähre an der bereits auf der Linie fahrenden „Lodi“ orientieren. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert die technologiebedingten Mehrkosten für den umweltfreundlichen Antrieb mit Gas: Die Stadtwerke erhalten Fördermittel in Höhe von über einer Million Euro. 

Antrieb von MTU
Der Antrieb der Fähre erfolgt mit Hilfe zweier MTU-Gasmotoren von Rolls-Royce, die ihre Leistung auf zwei Voith-Schneider Propeller übertragen. Besonders viel Aufmerksamkeit widmen die Ingenieure dem Thema Sicherheit. Die LNG-Tanks sind in einem Raum, in den man nur durch eine gasdichte Druckschleuse gelangt, und somit quasi vom restlichen Schiff hermetisch abgetrennt. Alle Leitungen sind doppelwandig mit integrierten Gasschnüfflern ausgeführt und bieten somit doppelte Sicherheit. Weiterhin verfügt das Schiff über einen hohen Kamin, über den das Gas notfalls in ausreichender Höhe nach außen weg vom Schiff gedrückt werden kann. Alles wird streng von einer internationalen Klassifikationsgesellschaft geprüft, nur so erhält das Schiff seine Zulassung. Ebenso wird beim neuen Fährschiff der IGF-Code („International Code of Safety for Ship Using Gases or Other Low-flashpoint“) komplett erfüllt, der in der Schifffahrt seit Langem bewährte Sicherheit bietet. 

Möglicherweise kann die Fähre noch im Jahr 2020 in Dienst gestellt werden. Frühjahr 2020 als geplanter Fertigstellungstermin ist durch die Corona Pandemie nicht haltbar gewesen.